Lore Gerster

profaxpreis 2007: Lore Gerster

Lore Gerster
Die profax Stiftung zeichnet Lore Gerster für ihr über 10 jähriges Engagement im Bildungssektor für tibetische Flüchtlinge mit dem profaxpreis aus. Zunächst unterstützte sie tatkräftig die Transit-School für junge erwachsene Flüchtlinge im nordindischen Dharamsala. 2001 hat Lore Gerster die Organisation Educational Support Tibet (ES-Tibet) mitbegründet, welche aus der Erkenntnis entstand, dass die Zukunftsperspektiven der AbsolventInnen der Transit-School schlecht sind. Das Ziel von ES-Tibet ist, den jungen Flüchtlingen aus Tibet eine Aus- und Weiterbildung zu geben, welche ihre Eigenständigkeit und beruflichen Zukunftsperspektiven verbessert. Zentral sind eine an den Bedürfnissen in Tibet orientierte Ausbildung und die Rückwanderung der jungen Leute in ihre besetzte Heimat. Die zweijährige Ausbildung konzentriert sich daher auf drei praktisch wichtige Bereiche: Englisch, breit gefächerte Computerausbildung und Vertiefung der Chinesischkenntnisse. Die meisten so ausgebildeten jungen Leute reisen nach Tibet zurück, wo es ihnen dank ihrem Wissen und dem gewonnenen Selbstbewusstsein gelingt, beruflich auf eigenen Füssen zu stehen. Dank ihrer guten Ausbildung werden sie dort nicht marginalisiert wie viele andere TibeterInnen und können an der Zukunftsgestaltung Tibets und seiner Kultur mithelfen.

Pressemitteilung

Bildung als Rückkehrhilfe für tibetische Flüchtlinge

Die Pädagogin und Künstlerin Lore Gerster ist die diesjährige Trägerin des profaxpreises

Die Mitbegründerin einer Schule für junge tibetische Flüchtlinge in Indien, die Pädagogin und Künstlerin Lore Gerster, ist die diesjährige Trägerin der Auszeichnung für herausragende Leistungen im Bildungsbereich der profax Stiftung. Die Stiftungsratspräsidentin Dr. Ruth Gonseth übergab die Preissumme von 20’000 Franken an einem feierlichen Anlass am 3. Juli in Winterthur der Preisträgerin. Ausschlaggebend für die Preisverleihung war der Erfolg der praxisorientierten Ausrichtung des Lehrplanes, der den rückkehrwilligen jungen Erwachsenen in Tibet zu einer qualifizierten Arbeitsstelle verhilft.
Die in Gottlieben, Thurgau, lebende Lore Gerster unterstützt seit zwölf Jahren Bildungsprojekte für Exiltibeter in Indien. Sieben Jahre lang förderte sie die Transit-School für junge erwachsene Flüchtlinge aus Tibet in Dharamsala, die von der tibetischen Exilregierung geführt wird. Während dieser Zeit erkannte Lore Gerster einerseits, dass die Vermittlung von Bildung der richtige Weg war, um den jungen Leuten eine gute Basis für die Zukunft zu geben. Anderseits befriedigten sie die dort üblichen Lehrmethoden des Auswendiglernens ebenso wenig wie die streng hierarchische Organisation der Schule. Lore Gerster war überzeugt, eine weniger hierarchische und dafür freundliche und respektvolle Einstellung der Lehrer den Schülern gegenüber könnte den geringen Lernerfolg entscheidend verbessern.
So entstand der Plan, diesen jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, nach Abschluss der Transit-Schule noch 2 Jahre lang nach westlichen Methoden und Lehrplänen ihre Kenntnisse zu vervollständigen. Das Ergebnis war, dass Lore Gersters Tochter Ursula, ihr Tibetischer Schwiegersohn Lugyal, ihr Sohn Robert, sowie Claudia Massüger und Daniel Helbling sich entschlossen, vor fünf Jahren die Organisation Educational Support Tibet (ES-Tibet) zu gründen. Lore Gerster selber stellte das zur Gründung notwendige Startkapital zur Verfügung und arbeitete von Anfang an auch mit. Ziel der Schule ist, den Schülerinnen und Schülern eine realistische Zukunftsperspektive, sowie Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen, indem eine fundierte Ausbildung in Englisch, eine breit gefächerte Computerausbildung sowie eine Vertiefung der Chinesischkenntnisse geboten wird. Jedes zweite Jahr werden nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung 20 SchülerInnen aufgenommen. Dem Vernehmen nach kehren die meisten der bei ES-Tibet ausgebildeten jungen Leute nach Tibet zurück, wo sie dank ihres Wissens und Könnens bisher alle einen guten Job fanden. Die an den Bedürfnissen in Tibet orientierte Ausbildung und die Rückwanderung der jungen Leute sind zentrale Aspekte des Projekts. Damit tragen sie an die Zukunftsgestaltung Tibets bei und werden nicht marginalisiert wie viele andere Tibeter. Aber auch die in Indien verbleibenden ehemaligen ES-Tibet-Schüler schaffen es in der Regel, auf eigenen Füssen zu stehen.
Die grosse Nachfrage nach Ausbildungsplätzen bewog die Gründer, die Schule im Laufe des kommenden Jahres auf 40 Schüler auszubauen und in Zukunft jedes Jahr – statt wie bisher nur alle zwei Jahre – 20 Schüler und Schülerinnen aufzunehmen. Die jungen Leute werden individuell von Sponsoren aus der Schweiz und Deutschland unterstützt. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Künstlerkarten und den von ihr organisierten Seminaren kommen voll dem Verein zu Gute. Die Schule wird von einem Tibeter sowie tibetischen Lehrpersonen geleitet und von temporären Lehrpersonen aus dem Westen auf freiwilliger Basis unterstützt.
Die profax Stiftung, Küsnacht, vergibt jährlich eine Auszeichnung für herausragende Leistungen von Einzelpersonen oder Institutionen auf dem Gebiet des Unterrichts- und Bildungswesens. Die profax Stiftung wurde 2004 auf Initiative der inzwischen verstorbenen Gründerin des Lehrmittel-Verlags Profax, Gertrud Zimmermann, ins Leben gerufen. Weitere Stiftungsinformationen unter www.profax.ch.