Markus Lerchi

profaxpreis 2008: Sabine Kappeler und Markus Lerchi

Sabine KappelerMarkus Lerchi
Die profax Stiftung zeichnet Sabine Kappeler und Markus Lerchi für die Entwicklung und Einführung der Akzentklasse Ethik und Ökologie an der Kantonsschule Hottingen in Zürich mit dem profaxpreis aus. Die Mathematiklehrerin und der Chemielehrer fÜhrten im August 2004 die erste Akzentklasse ein und konnten jedes Jahr eine neue Akzentklasse eröffnen. Zusätzlich zum Lehrplan für das Gymnasium mit wirtschaftlich-rechtlichem Profil werden Akzente in Ethik und Ökologie gesetzt. Jedes Quartal wird ein thematischer Akzent aus den Bereichen Ethik bzw. Ökologie aus der Perspektive der verschiedenen Fachdisziplinen beleuchtet. Eine weitere Sensibilisierung für ethische Belange wird mit einem Sozialeinsatz angestrebt. Die Schülerinnen und Schüler der ersten Akzentklasse werden im Sommer 2008 ihre Maturität erlangen. Den Lehrpersonen geht es nicht darum, die richtigen Antworten auf ethische und ökologische Problemstellungen zu geben, sondern sie wollen Raum bieten, in dem gelernt wird, solche Fragestellungen überhaupt zu erkennen und wie man mit ihnen argumentativ umgehen kann. Die Kompetenz, ethische und ökologische Fragestellungen zu erkennen und einer Lösung zuzuführen wird immer mehr zu einer Schlüsselfähigkeit für die Bewältigung der Herausforderungen, die sich in unserer rasant wandelnden globalisierten Welt stellen. Auch die Absolventen der Schule werden spätestens bei Eintritt ins Berufsleben damit konfrontiert sein. Die Projektidee und deren Umsetzung sind eine innovative Leistung, die über die Grenzen der konventionellen Bildung hinausgeht.

Pressemitteilung

Gymnasiale Sensibilisierung für brennende Themen der Zeit

profaxpreis für Ethik- und Ökologie-Akzent an Zürcher Gymnasium

Die Mathematiklehrerin Sabine Kappeler und der Chemielehrer Markus Lerchi sind die diesjährigen Träger der Auszeichnung für herausragende Leistungen im Bildungsbereich der profax Stiftung. Die Stiftung zeichnete die Ent­wicklung und Einführung eines Ethik- und Ökologieakzentes in den gymnasia­len Ausbil­dungs­gang in der Zürcher Kantonsschule Hottingen aus. Die Stiftungspräsidentin Dr. Ruth Gonseth übergab die Preissumme von 20’000 Franken an einem feierlichen Anlass am 11. Januar in Zürich den Preisträgern.
Die profax Stiftung zeichnete die Lehrpersonen Sabine Kappeler und Markus Lerchi für die Entwicklung und Einführung der „Akzentklasse Ethik und Ökologie“ an der Kantonsschule Hottingen in Zürich aus (www.ksh.ch). Seit 2004 haben die Absolventinnen und Absolventen des Maturitätslehrgangs „Wirtschaft und Recht“ an der Kantonsschule Hottingen die Möglichkeit, sich vertieft mit Ethik und Ökologie auseinanderzusetzen. Ethik und Ökologie werden nicht als Fächer, sondern als Querschnittsthemen verstanden, die quartalsweise nach einem ausgewogenen Plan stattfinden. Neben speziellen Arbeitswochen findet eine weitere Sensibilisierung für ethische Belange in einem Langzeit-Sozialeinsatz statt. Das Patronat hat Sozial­ethiker Prof. Dr. Hans Ruh. Das Projekt erfreut sich eines regen Interesses bei Schülerinnen und Schüler, Lehr­personen wie auch in der Öffentlichkeit. Die Schülerinnen und Schüler der ersten Akzentklasse werden im Sommer 2008 ihre Maturität erlangen.
Der Schule und den Lehrpersonen geht es nicht darum, die „richtigen“ Antworten auf ethische und ökologische Problemstellungen zu geben, sondern sie wollen Raum bieten, in dem gelernt wird, solche Fragestellungen überhaupt zu erkennen und mit ihnen konstruktiv umzugehen. Diese Kompetenz wird immer mehr zu einer Schlüs­sel­­­fähigkeit für die Bewältigung der Herausforderungen, die sich durch die techni­schen, wirtschaftlichen und umweltbezogenen Entwicklungen in einer sich rasant wandelnden globalisierten Welt stellen.
Die Projektidee und deren Umsetzung sind eine innovative Leistung, die über die Grenzen der konventionellen Bildung hinausgeht. Die Lehrpersonen streben eine fächerübergreifende Vernetzung von ökologischen und ethischen Themen an, was zu neuen Einsichten und damit letztlich auch zu Lösungen führen kann. Diese Init­iative ist aus der Sicht der profax Stiftung eine überzeugende Antwort aus dem Bildungs­sektor auf gesellschaftspolitische Herausforderungen, die zu bewältigen sind und denen sich die Absolventen der Schule spätestens bei Eintritt ins Berufsleben stellen müssen. Sie werden dabei auf das Gelernte und die Instrumente aus der Akzentklasse zurückgreifen. Idealerweise sind sich die künftigen Entscheidungs­trägerIn­nen der Auswirkungen ihrer Berufstätigkeit auf das Wohlergehen Dritter bewusst und erfüllen ihre Aufgaben entsprechend verantwortungsvoll.
Die profax Stiftung, Küsnacht, vergibt jährlich eine Auszeichnung für herausragende Leistungen von Einzelpersonen oder Institutionen auf dem Gebiet des Unterrichts- und Bildungswesens. Sie wurde 2003 auf Initiative der inzwischen verstorbenen Gründerin des Lehrmittel-Verlags profax, Gertrud Zimmermann, ins Leben gerufen.

Grusswort von Regierungsrätin Regine Aeppli

Liebe Schülerinnen und Schüler
Sehr geehrte Frau Kappeler
Sehr geehrter Herr Lerchi
Sehr geehrter Herr Hohl (Rektor)
Sehr geehrter Herr Ruh
Liebe Ruth (Gonseth)
Sehr geehrte Damen und Herren

Ich freue mich, Sie zur feierlichen Verleihung des profaxpreises 2008 begrüssen zu dürfen. Als Bildungsdirektorin bin ich stolz darauf, dass dieser Preis nach 2005 bereits zum zweiten Mal an eine Schule im Kanton Zürich geht. Wieder ist es eine Mittelschule – nach der Kantonsschule Enge nun die Kantonsschule Hottingen. Ich glaube, wir dürfen ohne falsche Bescheidenheit sagen: Die Preise sind ein Beleg dafür, wie kreativ und innovativ an den Zürcher Bildungsinstitutionen gearbeitet wird – mit einem besonderen Gespür für gesellschaftspolitisch relevante Themen.

In erster Linie ist der Preis der Profax Stiftung aber eine Ehrung und Anerkennung für zwei Personen und ihre Initiative – für Frau Sabine Kappeler und Herr Dr. Markus Lerchi und ihre erfolgreiche Einführung der Aktzentklasse Ethik und Ökologie an der Kanti Hottingen. Vor vier Jahren starteten sie das Projekt und konnten seither jedes Jahr eine neue Akzentklasse eröffnen. Zusätzlich zum Lehrplan für das Gymnasium mit wirtschaftlich-rechtlichem Profil setzen sie besondere Akzente in Ethik und Ökologie. Eine weitere Sensibilisierung für ethische Belange streben sie mit Sozialeinsätzen an, welche die Jugendlichen in Alters- und Asylheimen, Behindertenorganisationen oder sozial benachteiligten Familien leisten. Die Schülerinnen und Schüler der ersten Akzentklasse von 2004 werden im nächsten Sommer ihre Maturität erlangen.

Das Thema Ökologie hat in der Kanti Hottingen übrigens Tradition. Nach einer ersten „Energiewoche“ 1977 folgte 1985 die „Ökogruppe“. Zehn Jahre später, 1995, wurde die Ökologie Bestandteil des Unterrichts an der Handelsmittelschule, wenig später kam für die gesamte Schule eine Ökologie- und Ethikwoche hinzu. Eine solche Tradition als Teil der Schulkultur kann nicht wachsen ohne die aktive Unterstützung durch die Schulleitung. Eine Blume aus dem Gratulationsstrauss darf – symbolisch betrachtet – also auch Herr Rektor Erich Hohl heute Abend in Empfang nehmen.

Meine Damen und Herren, Sie wissen es: Die Frage, ob wir auf diesem Planeten zu einem ökologischen Gleichgewicht finden, ist zu einer Schicksalsfrage geworden. Bis zur Jahrhundertmitte werden nach Schätzungen 10 Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Gerade die wirtschaftlich boomenden Regionen in China und Indien zeichnen sich durch einen wachsenden Energieverbrauch aus. Immer stärker beschäftigt uns die globale Klimaerwärmung. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) rechnete kürzlich aus, die Erde habe das wärmste Jahrzehnt seit Messbeginn im Jahre 1850 hinter sich. Politik und Öffentlichkeit reagieren spät, sehr spät auf diese globale Bedrohung, doch ein Umdenken hat begonnen. Das kam zum Beispiel in der Verleihung des Friedensnobelpreises an Al Gore zum Ausdruck. Während frühere Friedensnobelpreise an Persönlichkeiten gingen, die einen Beitrag zur Konfliktlösung in politischen und militärischen Spannungsfeldern leisteten, rückt die Verleihung an den früheren US-Vizepräsidenten nun die ökologische Gefahr ins Zentrum. Mit dem Aufruf „Wartet nicht auf die USA“ erntete Al Gore viel Applaus an der Klimakonferenz in Bali im Dezember. Zum Abschluss der Konferenz sind die USA der „Bali-Roadmap“ für neue Vereinbarungen in der Klimapolitik glücklicherweise doch noch beigetreten.

Mit der Klimaerwärmung beschäftigt sich – logischerweise – auch die Akzentklasse Ethik und Ökologie an der Kanti Hottingen. An einer Schülerveranstaltung im letzten Sommer machten sie die globale Dimension der Ökologie am Beispiel der Klimaerwärmung sichtbar. Eine Schülerdelegation dreier methodistischer Mädchenschulen aus Singapur war in der Kanti Hottingen zu Gast. Die Schülerinnen aus Singapur stellten ihr „National Weather Study Project“ vor unter dem Leittitel „Thinking globally, acting locally“. Sie beleuchteten beispielsweise den Einfluss von Klimaänderungen auf die Entwicklung von Insekten. Die Schülerinnen und Schüler der Akzentklasse in Hottingen präsentierten ihre eigenen sozialen und ökologischen Projekte, zum Beispiel die Ökologiewoche der 3. Klasse oder die Mitarbeit auf dem Bio-Bauernhof. Im Schulblatt des Kantons Zürich beschrieb Frau Kappeler die Akzentschüler übrigens als – Zitat – „nicht braver oder strebsamer als andere Mittelschüler, aber diskussionsfreudiger und interessierter an den grossen Zusammenhängen im Leben“. Eine solche Sensibilisierung ist meines Erachtens schon sehr viel wert.

Meine Damen und Herren, ich komme zurück zu unseren heutigen Preisträgern: Frau Sabine Kappeler und Herr Markus Lerchi. Mit einer überzeugenden Mischung aus fachlicher Ausbildung und langjähriger pädagogischer Praxis – abgestützt auf je ein Masterdiplom in „Advanced Studies in Applied Ethics“ – ist an der Kantonsschule Hottingen ein Dream-Team am Werk. Jede Mittelschule im Kanton Zürich würde ein solches Team wohl gerne abwerben – also aufgepasst, Herr Rektor! Dass eine Mathematikerin und ein Chemiker den Preis erhalten, ist nicht nur ein gutes Zeichen für die Entwicklung der Genderthematik an den Mittelschulen, es zeigt auch, dass an unseren Gymnasien heute eine innovative Generation naturwissenschaftlicher Lehrpersonen mit ethisch-ökologischem Bewusstsein wirkt. Ein besonderes Kränzchen muss ich den beiden Preisträgern darüber hinaus für ihre ressourcenschonende Projektarbeit winden. Frau Kappeler und Herr Merki forderten weder einen Projektkredit des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes noch eine Lehrplanänderung des Bildungsrates, sondern nutzten kreativ den Spielraum des bestehenden Rahmens.

In den beiden Biographien der Preisträger ist mir – bei allen Unterschieden – eine Parallele aufgefallen. Der Bildungsgang verlief einerseits klassisch geradlinig, bis zum akademischen Abschluss an der ETH bzw. Universität. Auf einer zweiten Lebensschiene wurden daneben leidenschaftliche Engagements gepflegt, bei Frau Kappeler galt dieses der Musik, bei Herrn Lerchi der freiwilligen sozialdiakonischen Arbeit mit Jugendlichen und alkoholkranken Menschen. Die gemeinsame Übernahme der Projektleitung für den Akzent Ethik und Ökologie an der Kantonsschule Hottingen fügt sich – von aussen betrachtet – fast nahtlos in diese Entwicklungslinie von zwei im besten Sinne tatkräftigen Persönlichkeiten ein. (Diesen Abschnitt evt. weglassen.)

Liebe Frau Kappeler, lieber Herr Lerchi, der heutige Preis ist eine Auszeichnung und eine Würdigung Ihres wegweisenden Schaffens im Bereich der Mittelschulbildung. Dazu gratuliere ich Ihnen sehr herzlich. Es ist aber mehr, nämlich ein Beitrag in einem wichtigen gesellschaftspolitischen Thema: Es ist die Aufgabe aller Bildungsinstitutionen, bei Kindern und Jugendlichen ein ökologisch und ethisch vertretbares Verhalten zu fördern. Sie haben das geleistet. Dafür danke ich Ihnen herzlich.